Messe und Konferenz „Offshore Wind Energy“ in London zeigt enormen Potenziale und Leistungsfähigkeit von Offshore-Wind

Vom 6. – 8. Juni trafen sich mehr als 2.000 Branchenvertreter und 100 Aussteller auf der Messe und Konferenz „Offshore Wind Energy“ in London. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt und wird von WindEUROPE und RenewableUK veranstaltet. 

Den Auftakt der Messe bildete die Unterzeichnung einer „Gemeinsamen Erklärung“ von Vertretern der belgischen, dänischen und deutschen Regierung sowie der Windindustrie. Die Unterzeichner setzen sich darin für einen ambitionierten Offshore-Ausbau bis 2030 und weitere regionale Kooperation im Bereich der Offshore-Windenergie ein. Die Industrie bekräftigt zudem ihre Bereitschaft zu einem jährlichen Zubau von 6 GW in Europa bis 2030. Mindestens 4 GW an Zubau jährlich wären aber für weitere und nachhaltige Kostensenkungen notwendig. Die Regierungsvertreter würdigen in der Erklärung die bereits erreichten Kostensenkungen und sprechen sich für einen signifikanten Ausbau bis 2030 aus. Sie betonen außerdem die Notwendigkeit von weiteren Anstrengungen bei Netzausbau. Zudem sollen auf europäischer Ebene verstärkt Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Investitionen in Offshore-Projekte, Netze und Infrastrukturen anzureizen. Auch soll die Integration des Offshore-Stroms in den Markt und die Etablierung eines europäischen Energiemarktes vorangetrieben werden. Von deutscher Seite wurde die Erklärung von Energiestaatssekretär Rainer Baake unterzeichnet.

Das enorme Potenzial der Offshore-Windenergie zeigt auch eine aktuelle Untersuchung von BVG associates, die zeitgleich veröffentlicht wurde. Demnach hat die Offshore-Windenergie in Europa ein theoretisches Potenzial, um zwischen 80 und 180 Prozent der europäischen Stromnachfrage bis 2030 decken zu können zu Kosten von maximal 6, 5 Cent/kWh. Dies entspreche einer jährlichen Stromproduktion zwischen 2.600 TWh und 6.000 TwH.

Die Marktentwicklung von Offshore-Wind in Europa und weltweit bildete einen Schwerpunkt sowohl auf der Messe als auch im Konferenzprogramm. Das Consulting Unternehmen MAKE stellte seinen aktuelle Prognose vor, welche einen Zubau von 66 GW in der nächsten Dekade mit den Kernmärkten UK, Deutschland, Niederlande, Frankreich, China und aufstrebenden Märkten wie USA, Japan, Taiwan, Südkorea und Polen sieht. Auf der Kostenseite prognostizierte MAKE einen durchschnittlichen Auktionspreis von 3-4 Cent/kWh für Projekte in 2025.

Im Bereich der technologischen Entwicklung bildete das Highlight der Messe die Vorstellung der 9, 5 MW Anlage-V164 von MHI Vestas. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich dabei um die aktuell leistungsstärkste Anlage weltweit. Die Leistungssteigerung sei auf minimale Designanpassungen wie eine Modifikation des Getriebes und des Kühlsystems zurückzuführen. Auch der Hersteller Senvion kündigte laut Medienberichten die Markteinführung einer 10 plus X MW Anlage für Anfang der 20er Jahre an.

Ebenfalls stand die Entwicklung schwimmender Anlagen im Fokus der Messe. WindEUROPE veröffentliche dazu eine Analyse, welche die enormen Potenziale dieser Technologie zeigt. So hätten 80 Prozent der verfügbaren Offshore-Flächen in Europa Wassertiefen von 60 Metern und mehr. Zudem könnten auf schwimmenden Fundamenten größeren Anlagen gebaut werden, was zu Kostensenkungen von bis zu 25 Prozent führen könnte. Als erstes wichtiges großes Projekt soll dieses Jahr Hywind Scotland mit einer Leistung von 30 MW und nächstes Jahr Kincardine mit 48 MW vor Schottland ans Netz gehen.

Im Bereich der Netztechnik kündigte SiemensGamesa an, den deutschen Offshore-Windpark Albatros von EnBW über kompaktere kleine Umspannstationen, die so genannten Offshore Transformer Module (OTM) anbinden zu wollen. Diese Plattformen sind durch den Wegfall optionaler Hilfssysteme um ein Drittel leichter und kleiner als konventionelle Umspannplattformen und stehen auf baugleichen Fundamenten wie die Windanlagen. Dadurch sollen weitere Kostensenkungen erreicht werden.

Angesichts der im vergangenen Jahr erzielten Kostensenkungen in Europa und der fortschreitenden Innovationen zeigte die Messe welche Entwicklungen in den kommenden Jahren zu erwarten sind und welche Rolle die Offshore-Windenergie bei der Dekarbonisierung in Europa spielen kann.

> Messenachrichten von Recharge