Die Kraft von Wind & Meer für eine erfolgreiche Energiewende nutzen: Sechs essenzielle Branchenempfehlungen für die zukünftige Bundesregierung
1. Vorfahrt für den Klimaschutz: durch eine institutionelle und rechtliche Aufwertung. Um seine ambitionierten Klimaziele noch erreichen zu können, braucht Deutschland ein klares, gesetzlich verankertes Klimaschutz-Primat und eine sich daraus ergebende Stärkung der mit Energiewende und Klimaschutz befassten Behörden & Ressorts. Die Zusammenführung aller relevanten Kompetenzen und Themen in einem Bundesressort oder einer Bundesbehörde könnte zielführend sein.
2. Die nationale Energiewende europäisch und integriert denken. Deutschland sollte sich auf europäischer Ebene intensiv dafür einsetzen, dass die richtigen Rahmenbedingungen für ein Europäisches Offshore-Netz und Hybrid-Projekte gesetzt werden. Auf nationaler Ebene muss der Prozess der Integration und Verzahnung der Sektoren (Wärme, Mobilität, Industrie) vorangetrieben werden. Nach der erfolgten Synchronisation von Flächenentwicklungsplan und Netzentwicklungsplan Strom (NEP Strom), sollten auch NEP Strom und NEP Gas verzahnt werden.
3. Klimaschutz vom Ende denken durch einen konkreten, jährlichen Planungs- und Umsetzungsfahrplan bis 2045. Damit die Offshore-Windenergie ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität durch grünen Strom und grünen Wasserstoff leisten kann, braucht es einen deutlich höheren Ausbaupfad (im nächsten Schritt Richtung mindestens 60 GW) mit planbaren Umsetzungszielen für den Offshore-Wind- sowie Netz- und Leitungsausbau. Die Netz- und Flächenentwicklungspläne müssen zeitnah dahingehend fortgeschrieben werden. Dies ermöglicht eine gleichmäßige Auslastung der Produktionskapazitäten. Auch industriepolitisch sind entsprechende Maßnahmen geboten, da Deutschland ohne eine entsprechende Planung durch die langen Realisierungszeiträume für Offshore-Projekte & den international zunehmend harten Wettbewerb um Personal und Material ins Hintertreffen geraten würde.
4. Genehmigungsverfahren pragmatisch denken, um Realisierungszeiträume radikal zu verkürzen und so die klimapolitisch notwendige Beschleunigung der Energiewende zu erreichen. Durch die aktuellen Genehmigungsdauern ist ein Erreichen der Klimaziele bis 2045 unmöglich. Gleichzeitig ist hier das größte Potenzial für eine Beschleunigung. Entsprechend sollte eine Task Force mit VertreterInnen der relevanten Behörden eingerichtet werden, mit dem Ziel einer radikalen Vereinfachung von Genehmigungsprozessen. Zudem sollten die entsprechenden Behörden mit ausreichend Personal und finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Weiterhin sollten Klagemöglichkeiten auf eine Instanz beschränkt werden, um eine jahrelange Auseinandersetzung zu vermeiden. Eine ausreichende Berücksichtigung von Interessen wäre auch in diesem Fall möglich.
5. Eine Grüne Wasserstoffwirtschaft mit Offshore-Windenergie Realität werden lassen durch eine zügige Operationalisierung der Nationalen Wasserstoffstrategie. Zur Entfesselung des Potenzials braucht es jetzt klare Jahresausbauziele im Offshore-Sektor, die Ausweisung der benötigten Flächen zusätzlich zu jenen für die Stromerzeugung sowie die umfassende Untersuchung von möglichen Transportkonzepten unter Berücksichtigung aller Faktoren.
6. Fortschritt durch Innovations- und Ideenoffenheit ermöglichen. Technologien & innovative Ansätze müssen auf breiter Front gefördert werden. Dabei sollten maximal flexible und offene Rahmenbedingungen gesetzt werden, die von klassischen Technologien über neuartige Betriebskonzepte, von Multi-Nutzung bis hin zu kreativen legislativen Ansätzen reichen. Eine bedarfsorientierte Erprobung dieser Innovationen im Nationalen Offshore Testfeld vor Warnemünde sollte baldmöglichst sinnvoll ausgestaltet und befördert werden. Nur so werden die benötigten Innovationen in der begrenzten verbleibenden Zeit ausreichend Markt- und Einsatzreife erreichen können.
211013_Offshore_Branchenempfehlungen_an_kommende_Bundesregierung_Stiftung_Offshore_Windenergie.pdf