Projektabschluss BestOff - Handbuch gibt konkrete Handlungsempfehlungen zur Gesundheitsförderung der Branchenmitarbeiter

Das vom BMBF geförderte HSE-Projekt BestOff („Sicherheit und Gesundheit in der Offshore-Windindustrie durch Kompetenzentwicklung, Koordination und lernförderliche Unternehmenskultur) ist nach einer dreijährigen Projektlaufzeit erfolgreich abgeschlossen worden. Die vier Projektpartner, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin / Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (ZfAM/UKE), die Ingenieurgesellschaft von Lieberman, die Deutsche WindGuard Offshore und Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE hatten in diesem Projekt das Ziel, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Offshore-Mitarbeiter durch Kompetenzentwicklung und eine verbesserte Koordination bei Offshore-Arbeiten nachhaltig zu verbessern. Auf einer Abschlussveranstaltung in Hamburg am 13.06.2019 wurden die wesentlichen Ergebnisse des Projektes vorgestellt und mit Vertretern der Branche diskutiert.

Das im Projekt entwickelte Handbuch „GESUNDHEIT OFFSHORE“ (erarbeitetet vom ZfAM/UKE) will konkrete Handlungsempfehlungen zur Gesundheitsförderung für die recht junge deutsche Offshore-Windindustrie geben. Das Handbuch baut auf einer umfassenden Analyse der Arbeitsbedingungen und Gesundheitssituation der Beschäftigten auf, die im Rahmen des Forschungsprojekts „BestOff“ durchgeführt wurde. Für die Analysen wurden schrittweise verschiedene empirische Forschungsmethoden eingesetzt. Neben dem Handbuch „Gesundheit Offshore“ wurden viele weitere wissenschaftlicher Arbeiten und eine Dissertation vom ZfAM/UKE im Rahmen dieses Projektes veröffentlicht. Ein wichtiger Faktor zur Gewährleistung eines sicheren Offshore-Arbeitsplatzes ist demnach die Aufgabe der Koordination. Das Personal verschiedener Firmen und Gewerke muss so koordiniert werden, dass es sich nicht gegenseitig stört oder schädigt.

Im Rahmen von BestOff hat die Ingenieurgesellschaft von Lieberman den derzeitigen Stand der HSE-Koordination Anhand von Interviews zu diesem Thema durch die Befragung von Experten und Mitarbeitern der Branche ermittelt. Die Analyse der Interviewergebnisse ergab, dass bei insgesamt positiver Einschätzung des aktuellen Gesundheits- und Sicherheitszustandes, mangelnde Kommunikation innerhalb und zwischen den Unternehmen, unklare Organisationsstrukturen, inkohärente Berufsbezeichnungen sowie eine unklare und verbesserungsfähige Verteilung von Verantwortlichkeiten und Kompetenzen besondere Herausforderungen sind. Besonders in außergewöhnlichen Situationen, z.B. bei Starkwetterereignissen oder Arbeitsunfällen müssen Abläufe und Verantwortungen vollständig geklärt sein. Einige Befragte kritisierten darüber hinaus HSE-Koordinatoren und -Manager wegen mangelnder Offshore-Erfahrung und Kommunikationsfähigkeit sowie mangelnder Präsenz auf der Offshore-Baustelle. Dem entsprechend ist eine Koordination notwendig, die Verbesserungen unter Berücksichtigung der heterogenen Organisationsstrukturen von Offshore-Windprojekten und des komplexen regulatorischen Rahmens erreicht und aufrechterhält.

Im Projekt wurden dazu seitens der Ingenieurgesellschaft von Lieberman verschiedene koordinationsoptimierende Maßnahmen entwickelt. Die besonderen Bedingungen bei Offshore-Arbeiten, wie die Entfernung vom Festland und die stark schwankenden Wetterbedingungen können im Falle eines Unfalles bei Offshore-Arbeiten zu Wartezeiten bei der medizinischen Versorgung führen. Geschulte Mitarbeiter, die praktische Erste Hilfe leisten können und die sich der Situation offshore auch bewusst sind, sind somit von zentraler Bedeutung für die Sicherheit des Arbeitsplatzes offshore. Der internationale Standardgeber Global Wind Organisation (GWO) schreibt deshalb ein zweitägiges Erste Hilfe Training vor, das alle zwei Jahre mit einem eintägigen Training aufgefrischt werden muss.

In dem E-Learning Tool zur ersten Hilfe Offshore, welches im Rahmen von BestOff von der Deutschen WindGuard Offshore entwickelt wurde, werden neben der Wundversorgung, der Herz-Lungen-Wiederbelebung und der stabilen Seitenlage auch Themen zur Evakuierung, zur Aktivierung der Rettungskette oder zum Erkennen individueller Kompetenzen behandelt. Das Tool soll zur nachhaltigen Verbesserung des Gesundheitsschutzes bei beitragen, indem die Mitarbeiter der Offshore-Branche neben den verpflichtenden Präsenzphasen im Trainingszentrum auch die Möglichkeiten haben, sich im Thema Erste Hilfe Inhalte individuell zu schulen.

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE hat im Rahmen dieses Projektes ein Kommunikationstool zur Verbesserung der internen und externen Projektkommunikation zwischen Projektpartnern und Stakeholdern, sowie zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse aufgesetzt. Seitens der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurden zahlreiche Symposien, Workshop und Sitzungen zum Thema HSE bei Offshore-Arbeiten organisiert und ausgerichtet.