Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE: Forschungsprojekt PROMOTioN zeigt, dass die Technologien für ein vermaschtes HGÜ-Offshore-Netz in Europa einsatzbereit sind – politischer Wille zur Umsetzung nun dringend erforderlich

Das von der EU geförderte Horizont 2020-Projekt "Progress on Meshed HVDC Offshore Transmission Networks" (PROMOTioN) hat am Montag auf einer Online-Abschlusskonferenz seine Forschungsergebnisse vorgestellt. Die Veranstaltung mit dem Titel "North Sea Grid for the European Green Deal“ bildete mit über 300 Teilnehmern den Höhepunkt von über vier Jahren praxisorientierter Forschung und umfassender Technologiedemonstrationen zu integrierten Offshore-HGÜ-Übertragungsnetzen in Europa. An dem Projekt waren 34 internationale Partner beteiligt, die die gesamte Wertschöpfungskette der Branche repräsentieren.

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE war dabei insbesondere für die Einbindung der unterschiedlichen Stakeholder über diverse Veranstaltungs- und Beteiligungsformate und die Projektkommunikation verantwortlich.

Auf der Abschlusskonferenz unterstrichen die Referenten sowohl von Offshore-Windbetreiber- als auch von Netzbetreiberseite insbesondere die Bedeutung der zeitnahen Entwicklung grenzüberschreitender Pilotprojekte auf See um entsprechende Erfahrungen auf technischer und regulatorischer Ebene zu erlangen. Zudem wurde die Notwendigkeit der Entwicklung einheitlicher Standards sowohl auf Anlagen als auch auf Netzseite betont. Dabei seien die Ergebnisse von PROMOTioN wegweisend. Die Bedeutung des Projektes für die Arbeiten im Rahmen der North Seas Enegy Cooperation und der aktuellen Deutschen Ratspräsidentschaft betonte auch Andreas Feicht, Energiestaatssekretär im BMWi, in seinem Grußwort. Das Projekt habe die Bedeutung eines einheitlichen rechtlichen Rahmens und einheitlicher technischer Standards für die weitere europäische Offshore-Windentwicklung aufgezeigt, so Feicht. Auch Catharina Silkow-Magny, Direktor Binnenenergiemarkt DG Energy – EU Kommission, unterstrich in ihrer Keynote die Bedeutung von PROMOTioN für die weitere europäische Offshore-Windentwicklung. Um das volle Potenzial der Offshore-Windenergie in Europa zu heben müssten die gemeinsame Planung und Koordinierung von Offshore-Windprojekten verbessert werden, sagte Silkow-Magny. So könne PROMOTioN auch wichtige Impulse bei der aktuellen Entwicklung einer europäischen Offshore-Wind-Strategie liefern.

Das Projekt hat gezeigt, dass die notwendigen Technologien für ein vermaschtes HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)-Offshore-Netz einsatzbereit sind, dass jedoch politischer Wille und mehr europäische Zusammenarbeit erforderlich sind, um die für ihre Umsetzung erforderlichen rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen zu entwickeln. In einem ersten Schritt sollten daher grenzüberschreitende Pilotprojekte auf See in Angriff genommen werden, um praktische Erfahrungen zu sammeln und die realen Vorteile des vermaschten Netzausbaus zu demonstrieren. Parallel dazu sollte mit der Entwicklung eines einheitlichen Netzcodes und einheitlicher Betriebsrichtlinien begonnen werden.

Da die Europäische Union eine vollständige Dekarbonisierung bis Mitte des 21. Jahrhunderts anstrebt, spielt die Offshore-Windenergie mit einem Potenzial von bis zu 450 GW bis 2050, davon allein 200 GW in der Nordsee, eine zentrale Rolle bei diesem Transformationsprozess.

Traditionell werden Offshore-Windparks bisher per Einzelanbindung an die jeweilige Küste angeschlossen. Aufgrund der Zunahme der europäischen Windenergieerzeugung auf See und der Verbundkapazität mit anderen Ländern gewinnen jedoch vermaschte Offshore-Netzanbindungen an Bedeutung, um eine effiziente, wirtschaftliche und zuverlässige Übertragung zu ermöglichen. Aufgrund der hohen Leistungen und der großen Entfernungen, die damit verbunden sind, wird die Hochspannungs-Gleichstromtechnik, auch als HGÜ, dabei bevorzugt.

Seit 2016 arbeiteten die Projektpartner sowohl auf technischer und regulatorischer Ebene daran, die Hindernisse auf dem Weg zu einem solchen vermaschten HGÜ-Offshore-Netz zu überwinden. Die Projektpartner haben dabei zuverlässige Lösungen für den Schutz und die Steuerung von HGÜ-Netzen entwickelt und getestet, auf technologische Interoperabilität und Standardisierung der Tests von Schlüsselkomponenten hingearbeitet, Empfehlungen für einen EU-weiten regulatorischen und finanziellen Rahmen erarbeitet und einen Plan für die Umsetzung bis 2050 entwickelt. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts umfassende Demonstrationen von HGÜ-Systemsteuerung, HGÜ-Systemschutz, gasisolierten HGÜ-Schaltanlagen und HGÜ-Leistungsschaltern durchgeführt. Diese Technologien sind entscheidend, um einen sicheren, stabilen und zuverlässigen Betrieb eines vermaschten HGÜ-Übertragungsnetzes zu gewährleisten.

Die Projektergebnisse zeigen insbesondere, dass

 

- Hardware-basierte Technologien wie HGÜ-Leistungsschalter und gasisolierte HGÜ-Plattformen einsatzbereit sind und sofort industriell gefertigt werden können

 

- Softwarebasierte Technologien wie HGÜ-Systemkontrolle und HGÜ-Systemschutz sich als funktionsfähig und interoperabel erwiesen haben und reif für ein Pilotprojekt in der Praxis sind

 

- der nächste Schritt die Entwicklung umfassender Pilotprojekte auf See sein sollte Eine solche Entwicklung würde den dringend benötigten einheitlichen DC-Netzcode beschleunigen und die Richtlinien für den Systembetrieb und die Einigung auf technische Systemeigenschaften auf hohem Niveau (wie Betriebskonfigurationen, Spannungsebenen, Systemerdung und Umrichterkonfigurationen) festlegen können

 

- Eine klare Unterstützung seitens der Politik in Bezug auf die Regulierung und die Marktmodelle des vermaschten Netzes und mehr Zusammenarbeit auf europäischer politischer Ebene sowie auf der Ebene der Netzbetreiber absolut notwendig sind

 

- Großbritannien und Norwegen idealerweise in die Entwicklung gemeinsamer Offshore-Windkraftübertragungsnetze in der Nordsee und der Irischen See einbezogen werden sollten

 

Über die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurde 2005 zur Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie auf See gegründet. Sie hat sich als eine überparteiliche, überregionale und unabhängige Einrichtung zur Unterstützung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa etabliert. Die Stiftung ist Kommunikationsplattform für Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung, dient dem Wissensaustausch und versteht sich als Ideengeber. Gleichzeitig bündelt sie die verschiedenen Interessen und vertritt sie gegenüber Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft.