Ein starkes Signal zur Adressierung elementarer Herausforderungen im Windsektor
Heute hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ein Maßnahmenpapier zur Stärkung der Windindustrie veröffentlicht, welches am Vortag mit relevanten Vertretern der On- und Offshore-Wind-Branche diskutiert worden war. Darin identifiziert das Ministerium zentrale Handlungsfelder, Problemlagen und benennt Maßnahmen in den Bereichen (Cyber-)Sicherheit, Resilienz, faire Wettbewerbsbedingungen, (Entwicklungs-)Bankenfinanzierung sowie Finanzierungs- und Investitionsbedingungen für die Zulieferkette.
Berlin/Hamburg, den 17. Oktober 2024
„Die Stiftung Offshore-Windenergie begrüßt das heute vorgestellte Maßnahmenpapier des BMWK vollumfänglich. Komplexe Problemlagen werden erkannt und realistische Aktionswege skizziert. Diese nun auch – wo nötig ressortübergreifend – zügig umzusetzen muss das Ziel sein, das wir weiterhin unterstützen werden.
Insbesondere folgende Punkte sind von elementarer Bedeutung für den weiteren, nachhaltigen und europäisch-geprägten Ausbau der Offshore-Windenergie:
- Die Schaffung eines Level-Playing-Fields in den Wettbewerbsbedingungen, insbesondere mit Nicht-EU-Wettbewerbern, um ein „Race-to-the-Bottom“ durch einen ruinösen Preiswettstreit zu verhindern bzw. zu stoppen, der dem Ziel einer Re-Industrialisierung und Schaffung europäischer Wertschöpfung entgegenwirken würde. Hier braucht es einen gesamteuropäischen Ansatz und eine starke deutsche Stimme in Brüssel.
- Auslösen von Investitionen der Wertschöpfungskette in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten durch flankierende Finanzierungsrahmen-bedingungen. Hier fehlen bisher Garantieprogramme und Absicherungen, die es der europäischen, mittelständisch geprägten Zuliefererkette ermöglichen, Investitionen im hunderte Millionenbereich zu tätigen. Der staatliche und der private Bankensektor brauchen wiederum Instrumente, um die initialen Investitionsrisiken der Unternehmen in diesen Größenordnungen spiegeln zu können.
- Die Offshore-Windenergie wird insbesondere für Industrie und Wirtschaft zum Rückgrat der Energieversorgung und damit eine zentrale Säule einer resilienten und unabhängigen Energieversorgung werden. Die Sicherheit der Anlagen, Windparks und Energieinfrastruktur muss damit elementarer Bestandteil der Nationalen Sicherheitsagenda sein.
Ein weiterer Baustein, der über das Maßnahmenpapier hinaus adressiert werden muss, ist eine Reform des Ausschreibungsdesigns für Windflächen auf See. Mit seinem aktuellen Fokus auf die staatliche Erlösmaximierung in den Auktionen incentiviert es riskantes Bieterverhalten, erhöht den Refinanzierungsdruck der Projekte und verschärft damit einige der heute adressierten Probleme in den Bereichen Wettbewerb und Investitionskraft der Wertschöpfungskette. Eine zügige Reformperspektive in Kombination mit dem heutigen Maßnahmenpapier würde einen vollumfänglichen und durchschlagskräftigen Aktionsplan darstellen.“
so Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE.
Giles Dickson, CEO von WindEurope, ergänzt aus europäischer Perspektive:
„Ich gratuliere der deutschen Regierung, dass sie sich für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen europäischen und nichteuropäischen Windenergieanlagenherstellern einsetzt. In Europa gibt es keinen Platz für unfair subventionierte Preise oder verzerrende Finanzierungsbedingungen. Ich gratuliere Deutschland außerdem dafür, dass es in der entscheidenden Frage der Cyber- und Datensicherheit handelt. In einer modernen Windkraftanlage befinden sich hunderte Sensoren. Wer diese steuert, verfügt über Zugang zu kritischen Informationen und erhält Kontrolle über einzelne Komponenten oder die gesamte Windenergieanlage.“
Hintergrund:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat heute ein Maßnahmenpapier zur Stärkung der Windindustrie veröffentlicht (s. a. Pressemitteilung des BMWK: BMWK - Maßnahmenpapier für heimische Windindustrie vorgelegt). Vorausgegangen ist ein intensiver Analyseprozess sowie Austausch mit der Wirtschaft.
Die skizzierten Problemlagen und Handlungsfelder stellen dabei im Offshore-Wind-Bereich aufgrund der Dimensionen teils nochmals besondere Herausforderungen dar.
So kosten nicht nur neue Produktionsstätten hunderte Millionen Euro, sondern bspw. auch Installationsschiffe oder Offshore-Umspannwerke. Konverterstationen sogar mehrere Milliarden Euro. Hinzu kommen zukünftig Milliarden-Projekte von mehreren Gigawatt, deren Auftragsbeteiligung die Zulieferer mit Vertragsbürgerschaften absichern müssen. Kaum abbildbar für die mittelständisch geprägte Wertschöpfungskette, weshalb Investitionen bisher in der Breite ausbleiben.
Auch Sicherheitsbedenken erreichen eine andere Dimension, wenn diese auf Projekte von zwei, drei oder vier Gigawatt in Zukunft zutreffen könnten. Dabei ist der Schutz der kritischen maritimen Energieinfrastruktur ohnehin ein komplexes und vielschichtiges Unterfangen.
Über die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE
Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurde 2005 zur Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie auf See gegründet. Sie hat sich als ein überparteilicher, überregionaler und sektorenübergreifender Thinktank zur Entwicklung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa etabliert. Die Stiftung ist Kommunikationsplattform für Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung, dient dem Wissensaustausch und versteht sich als Ideengeber und Multiplikator. Im Stiftungskuratorium sind sowohl wichtige Bundes- und Landministerien für den Offshore-Wind-Bereich wie auch Betreiber, Hersteller, Übertragungsnetzbetreiber, Zulieferer, Banken und Versicherungen vertreten.